Forschungsbericht 2010



Bedeutung des Internet im erwerbslosen Alltag

Institut: Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik
Projektleitung: Prof. Dr. Gabriele Winker
Stellvertretende Projektleitung: Prof. Dr. Gabriele Winker
Mitarbeiter/innen: Dr. Tanja Carstensen , Dr. Melanie Groß
Projektnummer: E.4-15.005
Laufzeit: 01.10.2005 - 31.12.2006
Finanzierung: Eigenmittel


 

Mit dem Eintreten in die Erwerbslosigkeit verändert sich auch der Alltag der Betroffenen in unterschiedlicher Hinsicht. Neben neuen Aufgaben und Themen (Jobsuche, Information zu Arbeitslosengeld, Hartz IV, rechtliche Fragen etc.) gewinnt auch die selbständige Zeit- und Alltagsstrukturierung an Relevanz. Auch entfallen durch den Austritt aus dem 'normalen' Erwerbsleben Möglichkeiten gesellschaftlicher Integration. Fragestellung: Im Projekt wird der Frage nachgegangen, welche Funktion, welchen Stellenwert und welche Bedeutung das Internet im erwerbslosen Alltag hat. Inwiefern dient es Erwerbslosen als Mittel zur Beschaffung von Informationen beispielsweise zu Regelungen bezüglich des Arbeitslosengeldes? Ist die Nutzung des Internet eine Möglichkeit zur Alltagsstrukturierung? Ist das Internet ein Gegenstand, der zum unterhaltenden Zeitvertreib eingesetzt wird? Dem Internet wird gesellschaftlich ein hoher Gebrauchswert für Erwerbslose beispielsweise bei der Suche von Arbeitsstellen zugeschrieben. Diesen unterstellten Gebrauchswert werden wir durch eine Untersuchung der Usability von Websites wie z.B. Jobbörsen oder der Arbeitsagentur überprüfen. Erste Recherchen zeigen, dass Web-Angebote zum Thema Erwerbslosigkeit häufig unbrauchbar und verwirrend für die NutzerInnen sind. Wir betrachten das Internet dabei als einen 'Aktanten' (Latour), d.h. als Entität, die handelt bzw. der Handlungsmacht zugemessen wird. In dieser Perspektive ist das Internet kein unveränderbares Artefakt, das durch verschiedene Nutzungsweisen variiert werden kann, sondern vielmehr ein Aktant, der eigensinnig in den Alltag der NutzerInnen eingreift, ihn verändert, vereinfacht und sie zu Handlungen provoziert. Zentrale Punkte sind: Spielt das Internet im erwerbslosen Alltag eine Rolle? Welche? Kann das Internet als Aktant zur Erweiterung von Handlungsfähigkeit genutzt werden? Wird über die Nutzung des Internet gesellschaftliche Integration ermöglicht? Ist der Computer/das Internet ein Aktant zur ‚Simulation von Erwerbsarbeit’? Welche Informationsangebote im Internet erweisen sich als nützlich? Das Projekt gliedert sich in zwei Bereiche: Im ersten Teil rekonstruieren wir die Bedeutung des Internet für Erwerbslose durch die Analyse der Darstellung ihrer subjektiven Erlebniswelt. Im zweiten Teil analysieren wir, ob die Websites, die sich an Erwerbslose richten, für diese auch zweckmäßig sind. Projektziel ist die Schaffung einer virtuellen Nachbarschaft nach den Bedürfnissen von Langzeiterwerbslosen. Methode: Im ersten Schritt führen wir Leitfaden-Interviews mit Langzeiterwerbslosen durch, in denen wir die Bedeutung des Internets im erwerbslosen Alltag erfragen. Im zweiten Schritt setzen wir eine softwaregestützte Beobachtungsmethode der Usability-Forschung ein, um die Nützlichkeit von Webangeboten für Langzeiterwerbslose zu testen.

Weitere Informationen zu diesem Forschungsprojekt können Sie hier bekommen.

 


Stichwörter

  • Aktant
  • Alltag
  • Erwerbslosigkeit
  • Internet