In Stadtregionen spielen regionale Verkehrsbeziehungen (z.B. in Form von Pendlerverflechtungen) eine sehr große Rolle. Besonders in einem unter großem Wachstumsdruck stehenden Raum wie der Region München werden diese Verkehrsströme auch in Zukunft weiter zunehmen. Durch eine sektorale, ausschließlich auf die Fläche der Kernstadt bezogene Planung kann diese Entwicklung nur unzureichend gesteuert werden. Auf der Ebene der Regionalplanung findet bisher allerdings über eine Abstimmung überörtlicher Maßnahmen hinaus keine Entwicklungsplanung statt. Notwendig ist aber eine Planung, die auf der regionalen Ebene ansetzt und sowohl die Siedlungs als auch die Verkehrsentwicklung aktiv steuert. Das Thema regionaler Verkehrs- und Siedlungsentwicklung hat in der Region München durch die Diskussion um den neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP) der Stadt München eine besondere Aktualität bekommen. Dieser thematisiert u.a. die beschränkten kommunalen Möglichkeiten der Einflussnahme auf die städtische Verkehrsentwicklung aufgrund der starken Einflüsse durch Entwicklungen im Umland. In diesem Projekt sollte untersucht werden, welchen Beitrag eine gemeinsame, regionale Verkehrsentwicklungsplanung bei der Gestaltung des regionalen und des jeweiligen Stadtverkehrs leisten kann, welche Organisationsformen hierfür geeignet sind und wie eine stadtregionale Verkehrsstrategie konkret am Beispiel eines Teilraums der Region München umgesetzt werden kann.

Zunächst wurden Ursachen und Bedeutung regionaler Verkehrsbeziehungen im Allgemeinen und die Handlungsspielräume auf regionaler Ebene dargestellt. Die beispielhafte Betrachtung verschiedener Regionalverbände lieferte Anhaltspunkte für mögliche Ausgestaltungen regionaler Raum- und Verkehrsplanung. Um einen Überblick über die Situation in der Region München zu gewinnen, wurden dortige Planungen und Entwicklungen genauer betrachtet und mittels einer Umfrage die Probleme und Interessenslagen der Gemeinden in Bezug auf regionale Verkehrsentwicklung und -planung ermittelt.

In einem zweiten, auf einen konkreten Planungsraum bezogenen Teil der Arbeit wurde innerhalb eines Beispielraumes der Region München (Kernstadt und nördlich angrenzende Umlandgemeinden) die Durchführung einer gemeinsamen überörtlichen Verkehrsentwicklungsplanung exemplarisch erprobt. Durch die räumliche Eingrenzung konnte mit vertretbarem Aufwand ein gemeinsamer Planungsprozess durchlaufen werden mit dem Ziel, gemeinsame Zielvorstellungen und Entwicklungsszenarien zu formulieren. Neben Vertretern der Gemeinden waren weitere Akteure der Regionalplanung, ÖPNV-Aufgabenträger, Straßenbaulastträger und der Wirtschaft einbezogen. Da die Beteiligten mit diesem interkommunalen VEP-Prozess Neuland betreten haben, wurde er mit Unterstützung des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) in Form eines Planspiels durchgeführt. Anhand eines Planspiel-Handbuches wurden Prozessablauf, zu bearbeitende Aufgaben und die Rollenverteilung der Teilnehmer bestimmt. Daran orientiert wurden dann in mehreren Workshops gemeinsame Ziele und Szenarien entwickelt. Ein Wirkungsberechnung der Szenarien findet anschließend mit einem aktuell in der Entwicklung befindlichen regionalen Verkehrsmodell statt. Darüber hinaus war das Planspiel integriert in das Kooperationsprojekt arrive (siehe auch www.arrive.de, Arbeitspaket S12).

Abschließend wurden - basierend auf den Beispielen anderer Regionen und den gemachten Erfahrungen vor Ort - Empfehlungen für die Organisation und Durchführung einer Verkehrsentwicklungsplanung in der Region München formuliert mit dem Ziel einer wirkungsvolleren Steuerung der regionalen Verkehrsentwicklung.